Fünf Mädchen berichten über ihren Schul-Horror

Berliner Kurier vom 19.10.2011

von Sascha Langenbach

 

   

 

 

 

 

BERLIN –

Mobbing an der Schule, für die Opfer ein brutaler Horror-Trip. Jedes 6. Kind war laut einer Studie bereits davon betroffen, von Ausgrenzung, Gewalt, zynischem Spott und verletzenden Bildern.

Zum Thema Mobbing unter Jugendlichen zeigt die ARD heute um 20.15 Uhr den preisgekrönten Film „Homevideo“. Es geht um einen Jungen, der sich beim Onanieren selbst filmt. Als die Aufnahme im Internet landet, bricht für den Schüler die Hölle los.

Ein an den Haaren herbeigezogener Plot? Leider ganz und gar nicht. Maike Keßler (15) und ihre Klassenkameraden kennen einen ähnlichen Fall aus Berlin. „Ein Mädchen hatte Nacktaufnahmen von sich machen lassen, um sie dem Freund zu schenken. Die wurden dann rumgereicht, an der Schule aufgehängt“, berichtet die Zehntklässlerin aus der Heinz-Brandt-Sekundarschule in Weißensee. Dass kompromittierende Bilder, etwa auch von Suff-Partys, schnell die Runde machen, wundert die Mädchen nicht. Ann-Kathrin Kreft (17): „Die Links aus dem Internet werden einfach rumgeschickt und weitergeleitet.“

Die krassesten Auswüchse des Internet-Mobbings bescherte unlängst die Schmuddel-Seite „isharegossip“, in denen Jungen und Mädchen gleich klassenweise aufs Übelste beschimpft und runtergemacht wurden. Nach heftigen Protesten und Strafanzeigen wurden die Betreiber des Ekel-Blogs gestoppt, die Seite erst von Hackern, dann von Behörden lahmgelegt.

 

 

 

Eine Szene aus dem ARD-Film „Homevideo“ (19. Oktober, 20.15 Uhr): Jakob (Jonas Nay) ist in Gedanken bei seiner Hannah. Doch gleich gibt es ein bitteres Erwachen. Er wird zum Gespött der Schule.

Foto: NDR

 

Mobbing (englisch to mob: anpöbeln, bedrängen, angreifen) gibt es natürlich nicht erst seit den Zeiten von Internet und Fotohandy, auch früher wurden einzelne Schüler ausgegrenzt, gehänselt, gar fertig gemacht. Nur: Das Internet ist zur Waffe gegen Schwächere geworden, die es ohnehin nicht leicht haben. „Wer als Klassenlehrer eine Vertrauensbasis zu seinen Schülern aufgebaut hat, merkt, wenn es Probleme mit Mobbing gibt“, so ein Pädagoge. Man könne nur hoffen, dass sich ein betroffener Schüler an den Lehrer wendet.

Es ist aber oft gar nicht so einfach, zwischen pubertärem Gerangel und gezieltem Mobbing zu unterscheiden. Und wann sind Mädchen untereinander nur ein bisschen zickiger, wo beginnt psychische Gewalt? Experten sprechen von Mobbing, wenn das Ansehen des Opfers gezielt beschädigt oder es ausgegrenzt wird oder es zu körperlicher Gewalt kommt. In diesen Fällen wird Eltern geraten, nach Lehrern und Schulleitung auch die Polizei einzuschalten, selbst wenn die Täter noch keine 14 Jahre alt sein sollten.

Ob Mobbing an einer Schule zum Problem wird, ist keine Frage des Zufalls. Viel hängt davon ab, welches Klima an der Schule herrscht. Beispiel Heinz-Brandt-Sekundarschule Weißensee: Dort arbeiteten externe Berater mit Schülern, klärten sie über Mobbing auf. In Berlin ist auch die Polizei mit geschulten Beamten zu Gast in Klassenzimmern: Bei www.polizei-beratung.de gibt es mehr Infos zum